Klage des Forstläufers Johannes Ruhwedel gegen den Förster Johann Niclaus Rehdantz wegen Diebstahls und Gewalttätigkeiten

Jahr:1751
Autor: Johannes Ruhwedel (* - + | nachgewiesen von 1747-1751 - Forstläufer in Gronau)
Empfänger: Ludwig Balthasar, von Weitolshausen (* - +14. März 1756 | 1746-1756 - Obervorsteher in Haina

genannt Schrautenbach)
Signatur: LWV Hessen, Bestand 13, 5941
„Hochwohlgebohrner Freyherr,
Gnädiger und hochgebietender Herr Obervorsteher!

Nachdem ich vorm Jahr E[uer] Hochwohlgeb[oren] Freyherrl[ich]en Gnaden pflichtmäßig denunciiret1, wie pflicht- und gewißenlos der Förster Rehtantz verfahre und nicht nur in denen Hospitalsgeheegen Heu zu machen, sondern auch Holtz zu verparthieren2 pflege, so haben E[uer] Hochwohlgeb[oren] Gnaden dem Herrn Keller Grimmell committiret3, die Sache zu untersuchen, ob sie sich angegebener Maßen also befinde oder nicht. Hierauf habe ich die in Copia beyliegende articulos probatoriales cum denominatione testium4 dem Herrn Keller übergeben, und die denominirte5 Zeugen über meine Denunciata6 abzuhören gebethen. Als aber erwehnte Articul dem Förster ad formanda interrogatoria7 insinuiret8 würden, derselbe aber sich darauf nicht einlaßen wollen, sondern zu dem Forst-Läuffer Recken als Insinuanten9 gesagt, sit venia verbis10, er scheiße etwas darauf, so hat der Herr Keller, mit dißem importunen11 Mann nichts schaffen können, und ist also die Sache biß dato liegen geblieben. Gleichwohlen aber haben der Förster und seine Söhne mich dießer Denunciation12 halber nicht nur vielfältig Mahl einen alten Schelmen gescholten, sondern es hat mich auch der 2.te Sohn, als der geweßene Husar, einstens deßwegen in dem Hof-Hauß auf dem Rother-Hof in Beyseyn seines Vatters angegriffen und geschlagen, wie solches der Hof-Mann Johann Jacob Henrich vor dem Herrn Keller bezeuget und attestiret hat. Weilen ich mich dann nun bey E[uer] Hochfreyherrl[ichen] Gnaden dießerhalben unterthänigst beklaget und Hochdieselben zu befehlen geruhet, daß ich meine Klage schrifftlich einschicken und sodann mich gehöriger Satisfaction getrösten solte, als habe solches hiermitt unterthänig befolgen und E[uer] Hochfreyherrl[ichen] Gnaden um gebührende Ahndung sothaner Gewaltthätigkeit, aber auch zugleich um gehörige Untersuchung meiner mehrgedachten Denunciatorum imploriren13 wollen. Wie sich aber bey sothaner Untersuchung zeigen wird, daß der Förster Rehtantz die von mir angegebene Spolia14 begangen, also bin ich erböthig demselben zu erweißen und wahrzumachen, daß er, als dem Holtzfactor Georg Adam Benner vom Hospital vor 100 G[ulden] Erdstöck im Rotharhöffer-Wald verkauft worden, von gedachtem Holtzhändler 50 G[ulden] gegen sein Eyd und Pflichten spendiret genommen, daß er demselben den angewießenen District, wo er Erdstöcke graben laßen sollen, weiter extendiret15. Ich versehe mich also gnädiger Satisfaction und erharre in schuldigster Unterthänigkeit.

E[uer] Hochfreyherrl[ichen] Gnaden
Meines Gnädigen und Hochgebiethendten Herr Obervorstehers

unterthäniger Knecht und Forstläuffer
Johannes Ruhwedell

Rotherhof, d[en] 1.ten May 1751.”

Aufschrift auf Umschlag:
„Johannes Ruhwedels, Gronauischer Hospitals Forst-Läuffers wiederholte unterthänige Klagen contra den Förster Johann Nicolaus Rehtantz zu Gronau nebst unterthäniger Bitte um
rechtliche Satisfaction16 wegen der von seinem Sohn an ihm verübten Gewaltthätigkeit.“

1 : angezeigt
2 : unterschlagen, an Andere geben
3 : aufgetragen
4 : Beweisartikel mit Nennung der Zeugen
5 : genannten
6 : Anklagen
7 : zur Vorbereitung der Befragung
8 : mitgeteilt
9 : Überbringer
10 : mit Verlaub gesagt
11 : unverschämten
12 : Anzeige
13 : Anklagen bitten
14 : Diebstähle
15 : vergrößert
16 : Wiedergutmachtung

Personen
Schlagworte: Denunziation, Diebstahl, Gewalt, Unterschleif,