Gutsbetrieb |
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Die Hohen Hospitäler waren seit der Reformationszeit reich mit Wäldern und Feldern, einer Eisenhütte und anderen Gerechtsamen dotiert. Die Hospitalsverwaltung war daher primär auf diesen Gutsbetrieb ausgerichtet und entsprach im Wesentlichen der zeitgenössischen Domanialverwaltung. Die Sicherstellung der zwei wesentlichen Ziele der Organisation – Caritas und Sicherstellung der Ökonomie (nahrung mit einem zeitgenössischen Ausdruck) – verlangte nach einer hoch entwickelten Organisationsform. Sie sollte diese Ziele in einem Gleichgewicht halten, wonach ein Zuwachs der Einnahmen zu einer höheren Zahl von Hospitaliten führte. Dieses Ziel wurde bereits in der ersten Hospitalordnung klar formuliert: „das man so viel armer Männer innehmen soll, so viel man immer ziemlich erhalten und mit Nothdurft versehen könne“.
Für die Hospitäler bedeutete dies eine wachsende Zahl von Bediensteten, die in diesem Gutsbetrieb klar definierte Aufgaben erfüllten. Das fängt hierarchisch an mit dem zumeist adligen Obervorsteher. Danach folgen die vorwiegend juristisch gebildeten Vögte, unterschiedliche Schreiber, Handwerker und schließlich die Hospitaldiener und Aufwärter.
Die Versorgungsleistung der Hospitäler beschränkte sich folglich nicht nur auf die in den Hospitälern lebenden Armen und Kranken. Im Gegenteil, der Löwenanteil der Einnahmen fiel an die Bediensteten, deren Zahl im 18. Jahrhundert mitsamt Familienangehörigen und Dienerschaft ungefähr ebenso hoch anzusetzen ist wie die Zahl der Hospitaliten.
Diese Organisation manifestierte sich in einem großen Archiv, das zu großen Teilen noch heute im Hospital Haina erhalten ist. |
Vogteien |
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Die Hospitäler verfügten seit der Reformation über vielfältige Güter und Einnahmen, in den Worten des Küchenverwalteradjunkten Johann Theodor Crantz, der im Jahr 1782 eine Beschreibung der Hospitäler lieferte:
„Diese Revenues und Einkünffte bestehen nun in Grund-Zinßen, Zehenden und Pfaechten, welche das Hospital, theils von seinen Unterthanen, in denen demselben eigenthümlich mit aller hoher und niederer Gerichtsbarkeit zustehenden acht Dorffschafften, theils von Meyereien und Mühlen, und theils von einer grosen Anzahl Lehenleuten, welche das Hospital in denen angrenzenden hessischen Aemtern hat, empfängt. Ferner bestehen diese Einkünfte in Capital-Zinßen, in Waldungen, von denen um das Hospital herum liegenden grosen Forstrevier, in denen Ausbeuten vom Fischbacher Hütten- und Hammerwerk und von der in dem Hospital selbst angelegten Pottaschensiederei.“
Die Einnahmen des Hospitals bestanden also in Pachteinnahmen, Zinsen für ausgeliehenes Kapital, Einnahmen aus eigenen Meierei-Betrieben, Mühlen sowie dem Hüttenwerk, Waldbesitz und nicht zuletzt aus Diensten und Abgaben der Untertanen, die auch der Gerichtshoheit der Hospitäler unterstanden und neben geldwerten Abgaben auch Frondienste zu leisten hatten.
Ein wesentlicher Teil der Hospitalsverwaltung diente der Aufsicht über diese Güter, der Kontrolle über die vereinbarten Geld-, Natural- und Dienstleistungen der einzelnen Pächter und Lehensbauen und anderem mehr. Diese Verwaltung erfolgte einerseits in den Hospitälern Haina, Merxhausen und Hofheim für die umliegenden Hospitalsgüter. Sie geschah freilich auch in mehreren Vogteien, die über die hessischen Landgrafschaften verteilt waren, um vor Ort eine umso bessere Aufsicht zu führen sowie die abgelieferten Güter einzusammeln und zu lagern. Die Vogteien waren damit Knotenpunkte in der Ökonomie der Hohen Hospitäler. Vogteien gab es in Wetter, Frankfurt (hier verbunden mit dem Amt des Postmeisters), Kassel, Wildungen, Gronau (das bis zum Dreißigjährigen Krieg ebenfalls als Hospital funktioniert hatte), Marburg, Frankenberg und Fischbach (wo die Eisenhütte des Hospitals lag).
Die Vogteien unterstanden auch der Oberaufsicht des Obervorstehers und mussten zur jährlichen Visitation Berichte abliefern. |