Vorwürfe von Pfarrer Wagner gegen den Vogt Rotenberger und den Gegenschreiber Johann Leonhard Feritz, beide Hofheim, unter anderem wegen des Fußwegs zur Kirche
“Hochwohlgebohrner p.p.

E[uer] Hochwohlgeb[oren] geruhen gn[ädig] und gr[oßgünstig] zu excusiren, daß den Brieff, so die lahme und blinde Hospitalittin zu Hoffheimb Dominica Septuagessima a[nnis] c[urrentis] in meine Biebell, so beständig in dasiger Kirche laße, geleget, insinuire. Diese beklagen sich, weil kein Weeg zur Kirch gemacht, für S. V. Koth und Unflath nicht zum Gottesdienst und Gebeth kommen könten. Herr Hospitalmeister habe die Stube an der Kirche seinem jungen Federviehe und starken Schwestern, so ihm arbeithen, eingegeben. Dieser habe einen geplasterten Weeg in dem Graben machen laßen, seine Pferde abzuschwencken. Der Weeg zur Kirche aber bliebe ungangbahr, also wenig Trost bey ihm zu finden. Daher sie mir, ihrem Seelsorger, anliegen, es dahin zu befördern, daß ein schmahler Weeg nach der Kirche gemacht, um dem tägl[ichen] Gottesdienst beywohnen könten. Würde mich ihnen entziehen, so wolten sie die Verantwortung auf meiner Seelen laßen. Der Pfründner Klage nicht ohne Grund, für S. V. Koth und Unflath kein Mensch in dem Hospital fort kann, zumahlen das alte Plaster, wie die Rede gehet, aufgebrochen und die Steine zu dem bißherigen Backwesen verwendet worden. In specie wegen der Kirchenstube schon 1731 bey Hochfürstl[ichem] Consistorio unterthänige Vorstellung gethan. Darauf in dem Hainischen Visitat[ions] Recess bey der Hoffheimer Rechnung in specie § 10. verordnet worden, vor diejenige Pfründerin, welche Gebrechlichkeit wegen:
„die mehreste Zeit das Bette hüeten müssen, eine solche Stube, worinnen sie in dem Bette, mit Singen, Bethen und die Predigt hören könten, zu aptiren, p.p.“
Dieses auch mit sehr wenig Kosten geschehen mag, wo an der benanten Kirchstuben daraus ein klein Fenster in die Kirch gehet, nur ein größers gemacht und solchen beschriebenen Pfründnerin eingegeben würde. Bey letzter 1738 gehaltenen Kirchenvisitation, hat H[err] Hospithalmeister denen Herrn Visitatoribus promittiret, dieses sogleich einzurichten. So aber dato nicht geschehen, die noch immer mit seinem jungen Feddervieh angefüllet, so mit ihrem S. V. Gelbsen und Stanck dem Gottes dienst beschwehrl[ich] fallen. E[uer] Hochwohlgeb[oren] Excell[enz] habe dieses zur Gnäd[igen] Disposition vortragen wollen.
E[uer] Hochwohlgeb[oren] Excell[enz] unterth[änig] gehors[amer] Wilhelm Balthasar Wagner

Crumstatt, den 6.t[en] May 1739“

[Der Brief der Hospitaliten liegt bei, ebenfalls in Kopie.]

„Copia
Hochgeehrter Herr Pfarrer!

Es ist dem Pfarrer bekandt, daß wann ein wenig Regenwetter ist, wir alten Lahmen und Blinden nicht zum Gehör göttliches Worts kommen können, weil kein Weeg zum Gotteshauß gemacht wird. Und wir alßo vor Koth nicht in das Gotteshauß gehen können. Wir getrauen auch nicht, bey dem H[errn] Hospitalmeister anzuhalten, daß der Weeg zur Kirchen gemacht wird, weilen er so mit uns umbgehet, daß wir wenig Trost oder Hülffe von ihm haben, weilen er mehr vor das Weltliche sorget als vor das Himmlische. Die so genante Kirchstube hat er vor die jungen Leuthe, die ihm arbeithen und vor sein Vieh ein. Auch hat er ein Plaster in dem Hoffgraben machen laßen, da seine Pferde abgeschwemmet worden. Also könte auch zu Gottes Ehren ein Weeg nach dem Gotteshauß gemacht werden. Wo es aber nicht sein kann, so wollen wir das jenige Gebeth, das wir thun könten, im Gotteshauß, wann der Weeg gemacht wäre, so wir aber nicht thun können, auf seiner Seele zur veranthworten lassen. Wir hoffen aber, der H[err] Pfarrer, unßer Seelsorger, werde darbey thun, was er kann, daß der Weeg gemacht wird. Er ja wohl weiß, daß unmöglich aus dem Schwesterhauß in das Gotteshauß zu kommen, wann es Regenwetter ist, und wir mehrentheils alte, lahme, blinde und sehr gebrechliche Leuthe sind. Wir befehlen uns unßerm Seelsorger und hoffen das Beste.

Alß 1739, den Sontag Septuagessima in die Kirch kommen, hat dieser Brieff in meiner Biebel gelegen.“
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