Korrespondenz von Vogt Katz aus Hofheim über die Anzahl sowie die Bestrafung von Hospitaliten
„Hochwohlgebohrner Freyherr,
Gnädig und hochgebietender Herr Obervorsteher!
Ew[er] Hochwohlgeb[orenen] Gnaden lege bey Ausgang dieses Jahrs über den Ab- und Zugang hiesiger Armen eine Specification anbey. Und hat sich die Anzahl der hiesigen Armen um 4 Persohnen dieses Jahr vergeringert. Der 2 letztern in solcher, Christian Göbel, so ein Mann von 77 Jahr ist, ist, weilen er mit 3 einfältigen Schwestern Unzucht getrieben, nach Darmstadt in das Stockhauß gebracht und seines hiesigen
Beneficii priviret worden. Den 3 Schwestern aber haben zwey davon 20 und die eine 10 Streiche
in conspectu sämtl[icher] Hospitaliten bekommen. Sodann sind sie 4 Wochen bey Waßer und Brod allhier
incarceriret geweßen und müßen noch stille Kirchenbuße thun. Alßdann aber nach wie vor allhier verbleiben, welches gewiß ein recht gnädiges urthel ist. Gott gebe, daß es zu ihrer sämtl[ichen] Beßerung und Seelenwohl gereichen möge. Ansonsten aber gratulire Ew[er] Hochfreyherrl[ichen] Gnaden zu dem so nahe bevorstehenden Jahres Wechsel gantz unterthänig gehorsamst und wünsche hertzinnigst, daß der höchste Ew[er] Hochfreyherrl[ichen] Gnaden nebst hoch dersoelben Frau Schwester Hochwohlgeb[orenen] Gnaden nicht allein bevorstehendes Neue, sondern noch viele darauf folgende Jahre in allem Selbst wählenden hohen Vergnügen gnädiglich erhalten wolle, damit Ihro hohen Vorsorge und Direction die hohen Stifftungen sowohl alß auch ich deßen zuerfreuen Ursach haben. Der ich dann auch Dero hohen Gnad mier aufs neue gantz unterthänig gehorsamst ausbitte, Zeit lebens in profundem Respect erharrend
Ew[er] Hochfreyherrl[ichen] Gnaden p.
unterthänig treu gehorsamster Knecht
Johann Caspar Katz
Hofheim den 29. [Decem]bris 1758“