Anstellung und Besoldung von Schreibern
„Hochwohlgebohrner Freyherr
sonders hochzuverehrender Herr Obervorsteher!

E[uer] Hochwohlgebohren übersende ich schuldigst in 2 Paqueten den 2.en Quartalextract und den verlangten Bericht wegen der Haußschreibers Stelle, nebst Beylagen.
Daß H[err] Sell zu keinem Haußschreiber zu gebrauchen, hat sich der H[err] Regierungsrath Rayhs nun, wie er mir selbsten sagte, überzeuget.
Er hielte seinen H[errn] Neven, den er seit 10 Jahren nicht mehr gesehen hatte, nicht für so gebrechlich, sonsten würde er ihn nicht haben um diese Stelle nachsuchen laßen. Seitdem hat H[err] Reg[ierungs]rath R[ayhs] auch um ein Merckliches seine Gesinnung um Wiederbesezung der Haußschreiberstelle geändert. Und wird es nun lediglich auf einen günstigen Antrag, als worum ich E[uer] Hochwohlgebohrnen unterthänig bitte, ankommen. Unter 260 fl. ist es aber nicht möglich, daß ich den Scribenten Gehalt annehme, indeme ich gewiß noch hierauf wenigstens 36 fl. jährl[ich] werde legen müßen, das mich schon bei meiner geringen Besoldung hart ankommen wird. Ein anderes wäre, wenn mir ein Haußschreiber was Besonders gleich dem Scribenten des H[err] Exter verdienen könte, aber so hat er nichts als Hospithalsarbeiten zu verrichten, und dieses meistens Abschrifften, den alles andere werde ich, wenn ich nicht krank bin, immer selbsten schreiben. Die Hainaer Scribenten möchten wohl noch Nebenverdienste haben, die E[uer] Hochwohlgeb[oren] nicht bekannt sind. Ansonsten mir der Scribent des H[errn] Procurat[or] Exter nicht auf die Frage: „was ein hiesiger Haußschreiber zur Besold[ung] habe“ geantwortet hätte. Er stünde also, mit seinem Nebenverdienst beßer in Haina, wo doch der Gehalt eines hies[igen] Haußschreiber nebst Bett, Meubles und Logis auf 289 fl. – jährlich kommt.
Von den gnädigen Gesinnungen E[uer] Hochwohlgeb[oren] versichert, zweifle ich keines Weegs an güthiger Unterstützung meiner beyliegenden Bitte.
Der H[err] Graf v[on] Lehrbach haben mir vor kurzem aufgetragen, E[uer] Hochwohlgeb[oren] zu melden, daß er mit nächstem Denenselben das Portrait der Frau Landgräfin, nach dem Befehl derselben wohl gefaßt, übersenden würde. Die Verfertigung der Rahme habe den langen Aufenthalt und zugleich sein Stillschweigen verursachet.

Ich ersterbe mit ganz besonderer Hochachtung
E[uer] Hochwohlgeb[oren]
Hofheim, den 3.en 8.bre [Oktober] 1798, in Eile
unterthäniger D[iene]r Reuhs“
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