Ein Diarium der Visitationsreise von Obervorsteher von Urff in das Hospital Hofheim, 1743, sowie einer Reise nach Merxhausen, 1743, sowie einer weiteren von 1745
Rückenaufschrift: „Hoffheimer Verrichtungen de Anno 1743“

„Diarium der Hofheimer Reyse S[eine]r Hochwohlgeb[orenen] Gnaden, d[em H]errn Obervorstehers von Urff, vom 5.ten bis [...] September 1743

den 5.ten Sept[ember]:
Donnerstags frühe ist die Reiße nach Hofheim in dem Nahmen Gottes angetretten worden. Man hat auch dieselbige ohne Interruption dermaßen fortgesetzet, daß die Ankunft in Frankfurth

den 7.ten:
als Sonnabends um 9 Uhr vormittags geschehen. Die Verrichtung in Hospitals-Geschäften bestunden darinnen, daß:
a) eine Erkundigung wegen verschiedener zum Kirchen-Thurm-Bau erforderlicher Materialien alß zum Blech und Tannen Theilen, nebst ihren Preißen eingezogen wurde, sodann
b) nach beschehener Anzeige von dem Hospitals-Vogt und Postmeister Schmidt wegen annoch beharrlicher Tergiservation des Johanniter-Hofs dem bemelten Samt-Vogt committirt wurde, nochmahlige gütliche Vorstellung zu thun und sie nochmahlen zu erinnern, das Hohe Samthospital in seinen gerechten Forderungen binnen 4-wöchiger Frist zu vergnügen, wiedrigen falls man den allerg[nädi]gsten und gnädigsten Befehl nachleben, und sich an denen dem Hof zuständigen Hessischen Gefällen erhohlen würde!
c) Eodem ist dem Samt-Vogt Grimmel zu Gronau der schriftliche Befehl zugeschickt werden, den 16.ten hujus in Frankfurth nebst dem Hospitals-Förster Rehdantz zu erscheinen, die an den Rentschreiber Döll zu bezahlende Gelder mitzubringen, Relation von denen Hospitals-Processen abzustatten und die behörige Ordres zu erwarten. Da denn besonders auch die obwaltende Differentien zwischen ihme Vogt und dem Förster genau untersucht werden sollten.

Mont[ag], den 9.:
Ist die Reyße weiter nach Hofheim fortgesetzet worden und die Ankunft abends um 6 Uhr geschehen.

Dienst[ag], den 10.ten:
Hat man inn- und außerhalb des Hospitals alles in Augenschein genommen und besonders den neuangelegten und auß einem ohnedem untaugl[ichen] Teich zubereiteten Gemüß-Garten besichtiget. Da man nun solchen vor das Hospital so nützlich alß nöthig eingesehen, auch den ungemeinen Fleiß des Gärtners bewundern müßen, so ist diese von dem Hospitalmeister unternommene Veränderung nicht allein gebilliget, sondern auch beschloßen worden, dem fleißigen Gärtner davor eine Verbeßerung in der Kost und auf bevorstehende Visitation eine kleine Geld-Besoldung gleich denen übrigen Hospitals-Gärtnern angedeyhen zu laßen.

Mittwochen, den 11.ten:
Meldete sich der Expectant, Johann Philipp Lösch von Pfungstadt, anitzo zu Grießheim sich aufhaltend, produciret das g[nädig]ste Expectanz-Rescript, sub dato Darmstadt, den 23.ten Julij 1742, vermöge deßen er gratis suo loco et ordine aufgenommen werden sollte. Bate aber, wegen seines alten und gebrechl[ichen] Zustandes um baldmöglichste Reception und offerirte sich in solchem Fall, sein noch übriges Vermögen von 114 fl. zu inferiren.
Eod[em] wurde die Visitation der Armen fürgenommen. Da dann ihre Quartiere rein und sauber, sie selbsten aber sich in Ruhe und Zufriedenheit befanden. Der eingefallene Schornstein im Brauhauß wurde in Augenschein genommen und dem Crumstätter Maurer befohlen, solchen fordersamst zu repariren. Und da auch die Brau-Pfanne nebst dem Kühlschiff einer nothwendigen Reparation nöthig hatte, so ist die Verfügung des Hospitalmeisters genehmiget, daß die Pfanne zu Darmstadt reparirt und erweitert (davor fordert der Kupfer-Schmidt – 50 fl) das Schiff aber gantz neu verfertiget wird.
Das Sitten-Hauß in der Kirche ist in solchem ruinösen Zustand befunden worden, daß es nicht allein täglich den Einfall drohet, sondern auch zum Theil schon verfallen ist. Daher denn deßen Aufbauung vorläuffig auf nechstkünftiges Jahr (soferne solches Gott seegnen wird) festgesetzt worden.
Eod[em] fanden sich d[er H]err Oberstallmeister von Geißmar von Darmstadt ein, mit welchen, wegen seines dem Hospital schuldigen Capitals und derer restirenden Pensionen, conferiret und darauf gedrungen durch einen baldmög[lichsten] Verkauf des Echzeler verhypothecirten Guts das Hospital des Capitals u[nd] Interessen contentiren. Welches dieselben nicht allein zu thun versprochen, sondern auch versicherten, daß Sie würkl[ich] in Tractaten mit einem Käufer stünden und nicht weiter alß auf 2000 fl. noch different wären.

Donnertags, den 12.ten:
Sind ein und andere Verordnung ergangen, besonders aber des Lectors Neuperts unzüchtiger Wandel untersucht, deßfalls von dem Prediger weiterer Bericht eingehohlet und ihm seine unzeitige Heuraths-Begierde nachdrückl[ich] vorgehalten worden, mit der Bedrohung, daß woferne er sich noch in einen oder andern Stück verginge, er seines Beneficii sogl[eich] verlustig seyn sollte.

Freyt[ag] u[nd] Sonnab[end], den 13. u[nd] 14.:
Sind Ihro Gnaden zu Darmstadt gewesen und haben mit den H[errn] Ministris mundliche Unterredung gepflogen, besonders aber die starken Rückstände von Hof, nebst der neuen Zumuthungen wegen des Rhein-Baues, bey d[em Herrn] Canzlars Excell[enz] erinnert und ein Remedur gebeten. Die Retour ist Sonnab[end] Abend geschehen.

Mont[ag], den 16.ten:
Hat sich der Syndicus Staub von Darmstadt eingefunden, welcher denn Relation abstatten müßen, ihme auch committirt wurde, die Schuld seiner Schwieger-Mutter, der Rath Schmidtin zu Darmstadt, einzuklagen.

Eod[em]:
Wurde ein Schreiben demselben an H[errn] Canzlar mitgegeben, darin die Specification derer Rückstände eingeschloßen, und ihm die Nothdurfft des Hospitals, besonders aber die zugemuthete Rhein-Bau-Gelder empfohlen und gebeten wurde die deßfalls arretirte Früchte wieder loßzugeben.

Dienst[ag] den 17.ten:
Morgens frühe wurde noch ein jeder der Hospitals-Bedienten seiner Pflichten erinnert, dem Gärtner aber wegen seines Fleißes und da er nicht den mindesten Lohn bißher gehabt, ein jährl[icher] Lohn à 5 Rd. sub spe rati verwilliget.

Eod[em] ist die Retour nach Frankfurth geschehen.

Mittw[och] Frankfurth, den 18.ten:
Ist die Sache des Samt-Vogts Grimmels mit dem Förster Rehdantz untersucht. Von demselben wegen der Hospitals-Streitigkeiten Bericht gefordert, und zugl[eich] 200 Rd. Holtzgelder ad interim in Empfang genommen und d[em Herr]n Hoffstallm[eiste]r Rothenberger assignirt worden.“

Ende des Berichts zu Hofheim. Folgen mehrere freie Seiten, dann der Bericht über eine Reise nach Merhausen im Jahr 1743:

Ein Doppelblatt, große Schrift, kurzer Bericht
„Relation derer Verrichtungen zu Merxhausen de Anno 1743

Sonnabend, d. 16. Febr[uar] 1743:
Begaben sich des H[errn] Obervorstehers Gnad[en] auff die Reyße nach Merxhaußen, umb daselbst die Lehn- und Bueßtage allda abzuhalten. Nachdem aber die üble und sehr schlechte Witterung verursachet, die Nacht unterwegs zu bleiben, alß langten

Sontag, d. 17. dito:
dieselbe zu Merxhaußen gegen Nachmittag an und wurden

Montag, d. 18. dito:
des morgends früh der Anfang mit denen Belehnungen vorgenommen, damit biß zu Mittag fortgefahren. Nachmittags aber die Fruchtboden von dem Herrn Obervorsteher visitiret.

Dienstag, d. 19. hujus:
Ist abermahlen mit der Belehnung continuiret und der Tag damit zugebracht worden.

Mitwochen, d. 20. dito:
Ist vor Mittag der Forstbueßtag abgehalten, Nachmittag aber der von der Gemeinde Sand strittig gemachten Orth, an der Baalhornische Straße gelegen, von d[em Herrn] Obervorsteher in Augenschein genommen worden, wie dann

Donnerstag, d. 21. dito:
weniger nicht ferners mit denen Belehnungen continuiret, die Armenhäußer nebst der Küche visitiret, und die Maurer, Zimmer und Schreinerrechnungen untersuchet und zur Bezahlung assigniret wurden.

Freytag, d. 22. dito:
Ist abermahlen mit denen Belehnungen continuiret und die übergebene Holtz- und andere Supplicata resolviret worden.

Sonnabend, den 21. dito:
wurde die Rückreyße angetretten und langten desselben Abends wieder zu Haina an.“


„Merxhauser Verrichtungen, de Anno 1745“

Actum Haina, den 27. Februar 1745

Nachdeme die Lehn- und Forstbuestage zu Merxhaußen gewöhn[licher]maaßen jährl[ich] abgehalten werden müßen, und solche auff den 1. Martij angesetzt geweßen, als traten unter heutigem dato S[eine]r Hochwohlgeb[orenen] Gn[aden] der Herr Obervorsteher von Urff die Reyße dahin an.

Pernoctirten zu Fritzlar.

Sontags, den 28. Febr[uar], traffen Hochdieselbe zu Merxhaußen ein.

Montags den 1.ten Martij 1745:

Würde mit Abhaltung der Lehntage angefangen, verfolgl[ich]
Dienstag den 2. dito,
Mitwochen, den 3. dito:
damit continuiret.

Donnerstag, den 4. dito:
ware der Forstbuestag und denen Freveler die Straffe angesetzt. Mithin die Früchte und Hospitalsvieh in Augenschein genommen.

Eodem die:
Wurde die Visitation der Armen vorgenommen.

Den 5. Martij:
Hat man die Holtz- und andere Suppliquen resolviret, und zu gleich die Baucontracte geschloßen, verfolgl[ich] die Rechnung attestiret.

Den 6. Martij:
wurde die Retour angetretten.“
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