Das tägliche Gebet in den Samthospitalien, so wie es in Haina gesprochen wird
“Wir danken Dir, Allmächtiger, barmhertziger Gott und Vater unsers Herrn Jesu Christi, vor alle deine Güte und Wohlthaten, in sonderheit vor die Sendung deines lieben Sohnes und Offenbahrung deines h[eiligen] Willens und Gnade, so Du uns jetzt zu Anhörung deines Worts gnädiglich verliehen hast. Und bitten Dich hertzlich, Du wollest solches in unsern Hertzen versiegeln, daß wir es in einem feinen guten Hertzen bewahren und Frucht bringen mit Gedult.
Und bitten Dich, o gütiger Got! Du wollest dein heilige Christliche Kirche samt ihren Dienern, Pfachtern und Hirten mit Deinem h[eiligen] Geist regieren, auff daß sie bey der rechtschaffenen gesunden Weyde Deines allein seeligmachen Worts erhalten werden möge, auff daß der Glaube gegen dich gestärket, das Liebe gegen alle Menschen erwachse und zunehme.
Du wollest auch den Stand der weltlichen Obrigkeit seegnen und in dem selbigen die jetzt regierende R[ömisch] Keyserl[ich]e Majestät in dero hohen Kayserl[iche]n Regierung, dero Waffen zum Ruhm des allgemeinen Vaterlandes allezeit siegreich machen und geben, daß das gantze Römische Reich unter Ihro glücklicher Regierung in erwünschten Frieden und reichen Seegen erhalten werden möge.
Auch allen Christlichen Königen, Chur-Fürsten und Ständen des Reichs Deine Gnade verleihen, ihre Hertzen, Rathschläge und Handlungen regieren, und dahin durch Deine göttliche Allmacht und vätterliche Güte lencken, damit alles zu Deines Nahmens Ehre, der Kirche und des Vatterlandes Wohlfarth gereichen möge.
In sonderheit aber bitten wir Dich vor Ihro Königl[ich]e Majestät in Schweden, unsern Allergnädigsten König, liebsten Landesfürsten und Herrn.
So dann für Ihro HochFürstl[ich]e Durchlaucht, unsern auch gnädigsten Fürsten und Herrn zu Heßen-Darmstadt. Seegne auch Ihro Hochfürstl[ich]e Durchl[aucht] den Königl[ichen] Herrn Stadthalter und
Ihro Fürstl[iche] Durchl[aucht] unsern gnädigen Erb-Printzen zu Heßen-Darmstadt nebst dero Frau Gemahlin Durchl[aucht]
Ingleichen Ihro Hochfürstl[ich]e Durchl[aucht] Printz Friederich nebst Dero Frau Gemahlin Hoheit, wie nicht weniger Ihro Durchl[aucht] Printz Maximilian nebst dero Frau Gemahlin Durchl[aucht] und Ihro Durchl[aucht] Printz Georg neben allen hohen An- und Zuverwandten beyder hochfürstl[icher] Häuser.
Du o Herr! wollest sie behüten, seegnen und durch Deinen h[eiligen] Geist allezeit regieren, damit sie, als deines Reichs Amtsleute jederzeit die reine wahre Christl[iche] Lehre erkant und bekant, auch neben derselben Recht und Gerechtigkeit aufgerichtet und gehandhabet werden möge.
Wir bitten dich auch für Deroselben sämtliche Räthe, den Herrn Ober-Vorsteher, das Predigtamt, Schulen und Beamten dieser Landes und Orts: Du wollest Ihnen allen Deine Weißheit und Einigkeit verleihen und Deine Furcht und Hertz haben, damit sie das jenige rathen und thun, das Dir gefällig, und dadurch das Gute befördert, das böse und gottlose Wesen aber verhindert und gestraffet werden möge.
Deine Unterthanen aber wollest Du geben ein gehorsames Hertz, daß sie ihre ordentl[iche] Obrigkeit fürchten und Ehren der Obrigkeit geben, was der Obrigkeit ist, und Dir, o Gott! was Dein ist.
Du wollest auch durch deren allmächtigen Arm steuren und rechten, dem Schnauben, Morden und Dräuen aller Feinde Deiner Kirche und uns erretten von der Hand aller derer, die das haßen.
Wir bitten Dich, ob ewiger Got! Du wollest deinen guten Schatz den Himmel aufthun, fruchtbar Witterung geben, die Früchte auff dem Lande mit fruchtbaren Erwachsung gedeyen und gerathen laßen, auff daß wir durch Deinen Seegen von der Erden das tägl[ich]e Brod empfangen, Dir dafür danken, dem Dürftigen und Armen davon mittheilen mögen, und wollest uns gnädig behüten für Hunger und theuren Zeiten für Pestilenz und böse Seuchen für ferneren Krieg, Auffruhr und Zwietracht.
Wir bitten Dich auch für alle so in Trübsicht, Armuth und Krankheit, so in Gefährlichkeit zu Waßer und Lande und in andern Nöthen sind, tröste Sie o Gott! mit Deinem H[eiligen] Geist, und biete ihnen Deine rechte Hand, so alles ändern kann.
Wie wir dann auch bitten vor alle unsere bedrängte und nothleydende Mitglieder und Glaubensgenoßen hin und wieder. Tröste, stärke, schütze und errette sie aus aller Noth und Gefahr, erhalte bey uns und ihnen der H[eiligen] Wort und den reinen Gottesdienst. Sende treue Diener in deine Erndte und gib Deinen Seegen zu ihrer Arbeit und verleihe dabey beständigen Frieden, damit wir allesamt Ursach haben, uns über Deine Güte zu erfreuen und Dir dafür von Hertzen zu dancken.
Seegne auch dieses hohe Hospital und deßen Berg- und Hüttenwerke. Und behüte diejenige, so darinnen arbeiten, vor allem Unfall und Schaden.
Seegne das gantze Haus und eines jeden Hauß.
Endlich so bitten wir Dich, himlischer Vater, um und vor allem darum, Du wilst und solst angebeten werden, um und von wegen Deines geliebten Sohnes Jesu Christi, unsers einigen Mittlers, auff deßen Nahmen, das ist, auf seinen ersten Befehl, theures Verdienst und tröstlich Verheißung wir ferner also bäten:
Vater Unser, der Du bist p.p.p.“
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