Obervorsteher von Geismar sucht um seine Demission aufgrund hohen Alters und Krankheit nach
“Durchleuchtigster Fürst, gnädigster Fürst und Herr!
Es seindt nunmehr 24 Jahr, daß Ew[er] Hochfürstl[iche] Durchl[aucht] und des Herrn Landtgraffen zu Heßen-Darmbstatt, meines auch gnädigsten Fürsten und Herrn Hochfürstl[iche] Durchl[auch]t auß sonderbahrer hochfürstl[icher] unverdienter
propension mich unterthänigsten Knecht zu Deroselben unwürdigen Sambtobervorsteher der hohen Samt-Hospitalien in Heßen nicht allein zu
vociren, sondern auch würcklich anzunehmen, zu bestellen und
introduciren zu laßen, meine nach dem mir von Gott verliehenen wenigen Talent bißhero geleistete unterthänigste treue Dienste zu
aggreiren, und mich in solcher Function biß hierher zu dulten gnädigst geruhen wollen.
Gleichwie nun Ew[er] Hochfürstl[iche] Durchl[aucht] ich vor solche und alle andere mir vielfaltig erzeigte unverdiente hochfürstl[iche] Gnade demüthigsten Danck zu sagen mich schuldigst erkenne, also möchte nichts mehrers wünschen alß im Stande zu seyn, dieselbe durch
Continuation solcher meiner Bedienung und andere unterth[äni]gste treue Dienste zu
meritiren. Wann aber durchleuchtigst gnädigster Fürst und Herr, der liebe Gott mich vor einigen Jahren mit allerhandt gefährlichen undt beschwerlichen Zufällen, Schwachheit des Haupts und der Gedächtnuß, auch Gebrechlichkeit des Leibs (welche ohnerachtet vieler dargegen gebrauchter kostbahrer Medicamenten bishero mehr zue alß abgenommen, auch noch täglich mehr zue alß ab nehmen) dergestalt hart heimgesucht hatt, daß ich wegen solcher vielen Mängel und Gebrechen, absonderlich wegen Schwachheit des Haupts und der Gedächtnuß, dasjenige, so mir alß unwürdigen Obervorsteher zu verrichten oblieget, zu
praestiren, nicht allerdings mehr im Standte binn. Alß habe Ew[er] Hochfürstl[iche] Durchl[aucht] ich solches hierdurch unterthänigst vorzustellen mich gehorsambst erkühnen wollen, mit demüthigster Bitte, dieselben wollen gnädigst geruhen, mich wegen angeführter Motiven ohnmaßgeblich nach Verfließung des nechstkünfftigen Monaths September
a[nni] c[urrentis] (biß dahin ich noch mit Inventir- und Eintragung in verschiedene Repertoria, auch
Extradirung der vielen in Verwahrung habenden, die vier hohen Sambthospitalien
concernirenden Documenten und Brieffschafften an meinen
Successorem, sodann nöthiger Information deßselben und des Neuen Hainischen Syndici in der hohen Hospitalien besonderen Angelegenheiten, und hier- und dar hangenden schweren Processen noch wohl möchte zu thun haben). Oder, wann es Ew[er] Hochfürstl[ichen] Durchl[aucht] gnädigst gefälliger zu Ende dißes lauffenden Jahres (wan der liebe Got mir biß dahin das Leben fristen wird, worzu doch gar schlechte
aparence ist) meiner mühesamen schweren Obervorstehers Bedienung und großen Verantworttung, dieweil ich noch von allein selbst Red- und Antwort zu geben im Standte bin) in Gnaden zu erlaßen. Und wie bißhero also auch forthin biß an mein seel[iges] Ende (welches allem Ansehen nach nicht gar ferne mehr sein dürffte) mein gnädigster Fürst und Herr zu verbleiben. Welches und daß der Allerhöchste Gott Ew[er] Hochfürstl[iche] Durchl[aucht] sambt allen Deroselben hohen Angehörigen in hohem Flor und selbst wollenden hochfürstl[ichen] Wohlstandt beständig fristen und erhalten, auch dieselben nicht ehender wolle sterben laßen, biß sie Alters, Ehren und Lebends satt seyndt, auß treuer mit mir sterbender unterthänigsten Devotion von grundt der Seelen wünschet.
Ew[er] Hochfürstl[ichen] Durchl[aucht]
unterthänigster trew gehorsambster
Knecht
Geißmar
m[anu]p[ropria].”