Johannes Faust, Pfarrer in Haina, antwortet auf seine Einsetzung als Nachfolger des wegen Streitigkeiten entlassenen Pfarrers Udamm
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Wohlgebohrne,
Hochedle, Hochehrwürdige p.p.

E[uer] wohlgeb[orenen] Excell[enz], Hoched[el], Hochehrw[ürdig], Gest[reng], Vest und Hochgel[ahrt], Herrl[ich], Gn[ädige]s und Gr[oßgünstiges] Befehlschreiben de dato 22. Aprilis (vor deßen Communication ich unterth[äni]gen Danck sage) ist mir den 25. hujus eingehändiget. Und habe darauß in Unterthänigkeit verstanden, welcher Gestalt Ihro H[och]fürstl[iche] Durchl[auch]t in Gnaden entschlossen, den Pf[arrer] Udam von Closter Haina an einen anderen Ort, wegen einiger Zänckereyen und daher erfolgter Erbitterungen, zu translociren und ein ander friedfertiges Subjectum dahin wieder zu bestellen. Ich aber dahin zum Pf[arrer] vorgeschlagen worden sey, worauff meine schrifftl[iche] Erklärung innerhalb 3 Tagen zu Hochfürstl[ichem] Consistorio einzuschicken mir gn[ädig] und gr[oßgünstig] anbefohlen worden.
Wann nun Gn[ädige], Gr[oßgünstige] und Hochgebietende Herrn ich von Gott wünschen mögen, daß ich noch länger bey meinen mir anvertrauten Gemeinen Wetter und Mellnau hätte bleiben können, alß welche mich gern zu ihrem Prediger bey sich behalten wollen und deßfals mir fast mit Thränen nicht nur ihre hertzl[iche] Zuneigung zu erkennen gegeben, sondern auch durch einige Glieder deß Raths und der Gemeine um mein hier Verbleibens bey mir flehentlich sollicitiret. Jedennoch aber in dergleichen Vocationibus Gottes Vorsichtigkeit sonderlich regieret und ich dieses auch vor eine ordentl[iche] und göttl[iche] Vocation, welche unvermuthet und ohne mein geringstes Ansuchen geschehen, erkennen muß, mithin in dieser schweren Sache Gott und Ihro Hochfürstl[ichen] Durchl[aucht] gn[ädig]ster Verordnung nicht widerstreben kan noch mag:
Alß unterwerffe mich hierinnen, wie dem Willen Gottes, also auch dem Gn[ädigsten] Befehl Ihro Hochfürstl[ichen] Durchl[aucht] in unterthänigster Devotion, so dann gesammtem hochfürstl[ichen] Consistorio. Nicht zweiffelnde, Gott werde alles so regieren, daß dadurch seine Ehre, seiner Kirchen Nutzen, und meine eigene Wohlfarth befördert werde. Widerspreche auch nicht, so ich bey meiner bißherigen Gemeine noch länger bleiben soll. Folge aber auch inzwischen gerne, wohin mich Gott berufft. Verspreche anbey, in dieser neuen Function durch Gottes Gnade mich so zu verhalten, daß aller Aergerniß, welche bißher in dasiger Gemeine durch Zanck und Erbitterung erreget worden seyn möchte, vermittelst Göttl[icher] Hülffe gäntzlich abgeholffen werden solle. Welches hiemit hochfürstl[ichen] Consistorialbefehl zu unterthäniger Folge nicht verhalten sollen.

E[uer] Wohlgeb[orenen] Excell[enz],
Hoched[el], Hochehrw[ürdig], Gestr[eng], Vest und Hochgel[ahrte] Herren
unterthänig-gehorsamster
und getreuer bey Gott Vorbitter
Johannes Faust, Diacon[us] zu Wetter und Pf[arrer] zu Mellnau

Wetter, 28. April, 1721“
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