Vogt Johann Christoph Schott aus Hofheim an den Obervorsteher Wilhelm Ernst von Geismar zu verschiedenen Hospitalsangelegenheiten
„Hochwohlgebohrner Herr p.
Gnäd[iger] und hochgebiethender Herr Obervorsteher

E[uer] hochwohlgeb[oren] gn[ädig] g[ütig]em Befehlschreiben vom 29.to passato zu unterth[änige]r Folge überschicke hiebey den Crustarium, welcher eben jezo, da die Ernde biß uff den Hafer eingethan, am füglichsten abkommen kann. Und stelle zu Dero gn[ädigen] Gefälligkeit, ob sie ihn oder ein ander tüchtig Subjectum, deren ich hier kein besseres weiß, zur hiesigen Kuchenschreiberey, wann mitlerweile bey Ihnen sich niemand gefunden, der dieser Bedienung gewachsen, und von welchem eine Caution zuhaben, gn[ädig] bestättigen wollen.
Der Haußschreiber soll uff E[uer] Hochwohlgeb[oren] gn[ädig] g[ütigen] Befehl ohne Verzug in Pflichten genommen werden und indessen biß zur Hierkunfft des Neuen die Stelle eines Küchenschreibers vertretten. Deme sowohl alß einem Küchenschreiber, wann ja dieser, welcher reformirter Religion ist, oder ein anderer, der keine Caution stellen kann, anhero kommen solte, fleisig nachgehen und wohl Achtung geben werde, daß sonsten der jüngsthin abgegangene Küchenschreiber H[err] Bolenius alles richtig gelieffert. Außer, daß er mit Käeß und Butter in seiner Rechnung hencken geblieben, werden E[uer] Hochwohlgeb[oren] Gn[aden] auß meinem unterm 3.ten dieses an sie abgelaßenen Schreiben, worin ich, wie alleweil auß dem Concept sehe, anstatt des 3.ten Aug[ust] den 3. Julij angesezt, unter andern g[nädig] vernommen haben.
Am nechstverwichenen Dienstag, nachmittag umb 4 Uhr, kahm ein Hofbedienter von Darmstatt geritten und sagte, daß diesen Abend etliche fürstl[iche] Persohnen im Hospital zu Nacht speisen wollten. Woruff 2 Stunden hernach die beyde Fürstl[ich] Hessen Darmstattische, sodann die Pohlische Princessin D[urchlauc]ht und die Fr[au] Gräfin von Sinzendorff nebst etzlichen Hofcavalliern und Damen, auch Pagen und Laqueyen, anlangten und nach eingenommener geringen Abendmahlzeit in spather Nacht vergnügt wieder nach Darmstatt reiseten. Von wannen hochermelter Fr[äulein] Gräfin Cammerbedienten am Mittwoch mir schreiben laßen, daß sie sonntags mich im Spitahl besuchen wolte, woruff ich sobald schrifftl[ich] geantworttet, daß alleweil mich fertig mache, mit meiner Frau und übrigen Domestiquen nach Schwalbach zureisen. Welches eine Nothlüge war, wann ich eben anstatt der Ohm 1 Fuder Wein undt jährlich einen Zuschuß an Bestallung hette.
Vorgestern in der Freytags Nacht ist eine franz[ösische] Parthie à 30 Mann bey Nierstein herüber gangen und hat die disseits Oppenheim gestandene Teutsche Wacht, worunter 3 Darmstatter Mousquetirer begriffen, auffgehoben und mitgeschleppt. Dahero jezt alles vigilant und die Wachten am Rhein überall verstärkt worden.
Dero Weinanweisung werde bey Anlangung des H[erren] Cammerrath Zuhlen außbitten und daß sie wo mögl[ich] einen guth Trunck bekommen mögen, mir angelegen sein laßen, auch sonst allezeit verbleiben
E[uer] Hochwohlgeb[oren] Gn[aden]

Hosp[ital] Hoffheim
den 20. Aug[ust] 1708

underth[änig] und gehors[ams]ter Joh[ann] Christoph Schott

Die 1706te. Weine steigen hoch, weilen die Weingartten schlecht bestellt und die Trauben noch tägl[ich] abfallen. Das Hosp[ital] hat gegenwerttig noch über 30 Ohm 1706.ten und bey 80 Ohm 1707.ten Weine im Vorrath.“
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