Vier Briefe von Rentschreiber Anton Dölle an den Obervorsteher von Urff, während der auf einer Reise in Frankfurt weilt
1. Brief
Haina, den 21. August 1745
Anton Dölle an Obervorsteher von Urff
“Hochwohlgebohrner Freyherr, Gnädiger und Hochgebietender Herr Obervorsteher,
hoher Patron!
Ich mit den Meinigen wünschen von gantzem Hertzen, daß Ew[re] Hochfreyherrl[iche] Gnaden auf der Reyße gesund gewesen sein mögen und dieses die Gnade habe, Ihro in Frankfurt vergnügt und wohl zu finden. Gott wolle sie ferner bey allem hohen Wohlsein erhalten, damit wier auch über eine glückliche Retour uns zu erfreuen Uhrsach haben. Alhier ist noch alles in guten Umständen. Und sind unßere Arrestanten heute an den Pranger gestellet und des Landes verwiesen worden, daß wier derselben loß wurden.
Weilen [der Herr] Syndicus Staub die 2 Obligationen vors Hospital und eine von der Frau von Heyn verlangt zu
produciren, so sende dieselbe hierbey und bitte unterthänig, nach beschehener Production wieder mit zu bringen, damit mann keine Gefahr zu besorgen habe. Heute ist alhier das Korn alle einkommen, ohnerachtet es etwas Regen gewesen. Wie höre, sollen die Mäuße schon viele Ahren abgebißen und in die Löcher geführt haben. Unßere Schweine sollen sie schon auffsuchen. Sonsten ist nichts Merckwürdiges alhier vorgangen. Ich empfehle Ew[re] Hochfreyherrl[iche] Gnaden dem allmächtigen Schutz Gottes treulichst, mich und meine Frau aber zu hoher Gnade und bleibe mit tieffestem respect,
Ew[re] Hochfreyherrl[iche] Gnaden, meines gnädigen und hochgebietenden Herrn Obervorstehers
Unterthäniger treugehorsamster Knecht
Anth: Döll
m[anupropria]“
2. Brief
Haina, den 24. August 1745/präs. den 27. August 1745, beantwortet den 28. August
Anton Dölls an Obervorsteher von Urff
“Hochwohlgebohrner Freyherr, Gnädiger und Hochgebietender Herr Obervorsteher,
hoher Patron!
Ew[er] Hochfreyherrl[iche] Gnaden gnädiges Schreiben, de dato Frankfurt den 21.ten
hujus, habe gestern mit unterthänigem Respect erhalten und mich herztl[ich] erfreuet, von dero hohem Wohlbefinden versichert zu werden. Dahier ist auch noch alles in zieml[ichen] Umständen außer das Regenwetter continuiret seiter vergangenen Samstag sehr starck. Heute haben wier den Lämmerschnitt angefangen und werden nun biß Donnerstag sehen, was wier vor eine Summa bekommen. Die Lämmer sind sonsten gut. Die endl[ich] von Gronau eingegangene 1200 fl. beruhen zu Ew[er] Hochfreyherrl[ichen] Gnaden hohen Verordtnung. Mir ist gesagt worden, daß die Juden von Gilßerberg nach Pferdten ins Land gangen. Wann ich Ordre hätte, 2 Stuken zu kauffen, wolte mich darum bemühen. Nechst dem werde morgen Nachmittag die Schloßerarbeit mir zeigen laßen, und Ew[er] Hochfreyherrl[ichen] Gnaden hohen Befehl befolgen, Übrigens berichte unterthänig, daß Ihro hochfreyherrl[iche] Gnaden, die g[nädi]ge Frau Obervorsteherin gestern abend alhier glückl[ich] ankommen, welche den Brieff zugestellet. Wie sie dann beygehend darauff antwortten, was von Darmstadt und Gronau eingangen, das lege ebenmäßig bey, um solches von dort auß zu beantwortten. Und wünsche, daß mein voriges mit den Geißmarischen 3. Obligationen zu hohen Händen nöthig eingangen. Deroselben auch sich beständig wohl befinden mögen, der mit unterthänigem respect Zeit lebens verbleibe
Ew[er] Hochfreyherrl[iche] Gnaden meines gnädigen und hochgebietenden Herrn Obervorstehers unterthäniger treu gehorsamster Knecht Anth. Döll.
PS. am verwichenen Sambstage sind des Printz Friederichs H[ochfürstliche Durchlaucht] von Caßell auf Hanover gangen. Und gestern sollen die 3. Regiementer, so am Samstag gemustert worden, Ihren March angetretten haben.“
[Aufschrift vom Obervorsteher]
1. Der Pferde Einkauff hatt Anstand biß kunftigen Petri Tag
2. soll überschickt werden
- des Moller Hildebrands oblig[ation] od[er] 500 Rthl.
- des Moller Rodenhausers Caution
- der Wittib Rodenhaußern neu eingelegte Caution
- der Frankfurter Quittungen an Herrn Schott
- das Rescript wegen Befreyung der Bruckengelder im Dorff Dorla“
3. Brief
Haina, den 28. August 1745/präsentiert den 31. August 1745
Anton Döll an Obervorsteher von Urff
“Hochwohlgebohrner Freyherr, Gnädiger und Hochgebietender Herr Obervorsteher,
hoher Patron!
Gleichwie ich hoffe, es werden meine 2-mahlige Schreiben, Ew[re] Hochfreyherrl[iche] Gnaden in Hoffheim zu hohen Händen kommen sein, und Deroselben bey vollkommenem hohem Wohl gefunden haben, also wünsche von Gott beständige Continuation. Von hier berichte unterthänig, daß die gnädige Frau Obervorsteher sich noch vollkommen wohl befinden und sonsten nichts vorgefallen, außer dieses, daß bis die vergangene Nacht ein starkes anhaltendes Regenwetter gewesen, wovon das Korn auf dem Feld angefangen zu wachßen. Unßers alhier ist noch glückl[ich] nach Hauß. Es ist aber von andern Orthen noch viel Zehenden drauß, und wird der Weitzen hier und an anderen orthen Schaden leyden. Heute haben wier Gott lob wieder einen guten Sonnenschein gehabt. Ob es nun continuiren wird, lehret die Zeit. Gott wird ja schon wißen, was uns guth ist, und für uns Menschen vätterl[ich] sorgen.
Auf dißmahligen Lämmerschntt haben wier 44 Hämmell und 88 st. Lämmer in Summa – 132 St. Einbracht. Die Bauren halten das Stück gute Lämmer auff 1 rd. und das Paar jährlings Hämmell – 2 fl. Ich habe im Amt Battenhausen bestellet, wer was verkauffen wolte, der solte es hier erstl[ich] anzeigen, wann wier etwas für uns kauffen wolten. Übrigens empfehle mich zu beständiger Gnade und bleibe mit aller Devotion
Ew[er] Hochfreyherrl[ichen] Gnaden,
Meines Gnädigen und Hochgebietenden
Herrn Obervorstehers und hohen Patrons
unterthäniger treu gehorsamster Knecht
Anth. Döll
P.S. Die gnädige Frau versichern ihre herzl[iche] Empfehlung und laßen wißen, daß sie noch Gott lob gesund seyen. Hätten aber einen bösen Finger, daß sie dasmahlen nicht schreiben könten, solle aber künfftige Post geschehen.“
4. Brief
Haina, den 31. August 1745/präsentiert den 3. September 1745, beantwortet den 4. September
„Hochwohlgebohrner Freyherr, Gnädig- und hochgebiethender Herr Obervorsteher!
Dero gnädiges de dato den 28. [diesen Monats] habe gestern samt dem Einschluß an die Frau Obervorsteherin Gnaden wohl erhalten, wie dann die Antwort darauf von der deroselben angehend bestättigen wird. Zuvorderst erfreuen wir unß allerseits hertzl[ich], daß Deroselben sich noch bey hohem Wohlseyn befunden, worzu Gott fernere Continuation verleyhen wolle. Und ist daher weiter nichts vorgefallen, außer daß der elende Hospitalit Christian Adler von Gilsa endl[ich] verstorben, durch welche Stelle vor des Oberförster Kochen furiosen Sohn zu hohen Weißel, Amts Buchbach, just eine Stelle vacant worden. Die übrige halten sich noch zur Zeit frisch. Aber leyder! das starcke Regenwetter hat biß hierhin continuiret, ob eß zwar gestern Nachmittag und diesen Vormittag geschienen, ob wollte eß sich zu einer trockenen Witterung anlaßen. So hat eß doch den Nachmittag wieder starck angefangen und siehet eß diesen Abend noch gefährl[ich] auß, daß eß eine schlechte Fruchternde geben dürffte, wo der liebe Gott nicht bald guten Sonnenschein verleyhet. Daß die Frau Rodenbergerin biß künftigen Petri dort bleibet und die Oeconomie mit dem Feldbau, Holtzfahren und dergl[eiche]n biß dahin bestreittet, ist gar gut, weilen doch gegenwärtig die Pferde in hohem Preiß stehen, maaßen unsere übrige Trouppes Ordre haben, den 10.ten [Septem]bris zu marchiren, welches den Pferde Preiß außerordentl[ich] erhöhet. Des Müller Hildenbranden Obligation à 500 fl. auß der Hahemühl lege gnädigl[iche]m Befehl gemäß originaliter hierbey. Die von dem verstorbenen Müller Rodenhäußer auß der alten Mühl bey Stockstadt noch der Wittwe eingelegte beyde Cautiones aber hat man im Archiv fleißig gesucht, aber nicht gefunden. Und müste auß dortiger Rechnung allenfallß nähere Erläuterung ertheilet werden, in welchen Jahren solche eingelegt und wie hoch selbige außgestellt worden.
Die F[rankfur]ter Quittungen habe noch nicht außfertigen und mitsenden können, weilen das Formular zwar gesucht, aber nicht gefunden. Inzwischen hat dieses keine Eile, weilen die Gelder erstl[ich] in der letzten Meßwoche bezahlt werden.
Ebenenmaaßen habe mich bemühet, das gnädigst erhaltene Befreyungsrescript wegen der Möllericher Brückengelder vor das Dorff Dorla aufzusuchen, aber nicht finden können.
Zu Ew[er] Hochfreyherrl[iche] Gnaden hohen Verordnung stelle unterthänig anheim, daß dem H[errn] Hospitalmeister Katz die 1200 fl. Gronauer Gelder zu Bestreitung der nöthigen Außgaben gegen seine an mich zu ertheilende Quittung in Abschlag des 1/3tel Recessgelder gezahlt werden.
Gleichwie mir auch lieb zu vernehmen, daß die 3 Geißmarische Obligationes richtig zu hohen Händen eingangen. Ich hoffe, Dero hohe Anwesenheit werde diese Concurssache zu einem baldigen Außgang befördern. Die beyde Controlleursinstructionen von Merxhausen und Gronau lege zum Model dortiger nebst einiger Puncten auch gleich dem Extract Hofheimer Expectanten an. Und berichte unterthänig, daß denen verstorbenen Vogts Wittwen, alß Eulner und von Dißen, zu Merxhausen keine Gnadenquartal bekommen. Der seel[ige] Renthschreiber Wöller starb ohngefehr den 22.ten Febr[uar] 1723 und hat deßen
Rel[icti] vermöge Geld- und Fruchtrechnung nichts mehr alß 1/4tel Jahrs Besoldung bekommen. Besage angehender Concepts Berichts haben die Günstische Erben umb das Sterb- und Gnadenquartal Ansuchung gethan, weil solches gnädigste Herrschaft denen Wittwen solche angedeyen ließe. Allein sie haben nichts erhalten. An den Herrn Regier[ungs] Rath Kloz zu Butzbach schreibe alleweil, wie eß Ew[re] Hochfreyherrl[iche] Gn[aden] verordnet. Copia des Försters Rescripts lege hierbey, nach welchem Inhalt denselben würckl[ich] aufnehmen muß. Den Schloßer Hess von Löhlbach habe mit seiner Arbeit hier gehabt, welches in etl[iche]n Beschlägen an Fenster und einem rohen Schlüßel mit einem gelöhten Eingericht zu dem Thor Schloß bestund. Er hat sonsten noch nichts fertig und nach Merxhausen geliefert, alß Beschläge an 16 Fenster und etwa 1 Schloß, indeßen doch 3 Wagen und etl[iche] 90 pf. Verarbeitet. Den Verdienst aber, wie er selbst bekandt, zu seinem neuen Haußbau verwendet. Verspricht aber doch, wann er seine Kohler fertig habe, wollte er zu rechter Zeit alle Schlosserarbeit fertig schaffen. Auch solche so machen, daß Jedermann eß vor tüchtige Arbeit erkennen soll. Bezoge sich deßfallß auf den Schreinermeister von Urff und berichtete mich, daß eß nicht gut seye, wann die Schloßerarbeit in der frischen Tünche angeschlagen würde, weilen durch die feuchtigkeit das Eisenwerck gleich rostet und verderben würde. Worinnen ich ihm nicht ungleich geben kan und hätte diese Arbeit fügl[ich] Zeit, biß Ew[re] Hochfreyherrl[iche] Gnaden wieder glückl[ich]
retourniret sind. Welches von Hertzen wünsche und nebst mein und meiner Frauen unterthänigen Empfehlung mit aller Devotion lebensl[änglich] verbleibe
Ew[er] Hochfreyherrl[iche] Gnaden,
Meines gnädigen und hochgebietenden
Herrn Obervorstehers und hohen Patrons
unterthäniger treu gehorsamster Knecht
A. Döll
m[anupropria]“