Amtsdiener Weimann stellt Gesuch um ein Gehaltszulage, das vom Vogt und Obervorsteher bewertet wird
Stamford, 13. Mai 1795, Bericht an die Visitationskommission wegen des Gesuchs des Amtsdieners, der von dieser am 15. Mai entschieden wird: „Vorerst ist dem Amtsdiener Weymann für dieses Jahr annoch ein Klafter Holz von der Lager zu verabfolgen, künftiges Jahr aber bei der Visitation die Sache erneut vorzulegen.“

„Was der Amtmann Fuhrhans von der Bereitwilligkeit des Amtsdiener Weymann berichtet, ist an dem, wie nicht weniger, daß demselben Gefangene nicht gut anzuvertrauen seyen, indem er schon mehrere entwischen laßen. Aus dem Grunde würde ich auch von selbst schon längst dazu angetragen haben, daß derselbe wieder unter die Zahl der Präbendarien gesetzt und ein andres Subject für ihn angestelt würde, wofern dieser Mann nicht verheurathet und ihm vor sehr langen Jahre nicht erlaubt worden wäre, die Frau hierher kommen zu laßen. So gut sich nun zwar derselbe als wieder zurücktretender Hospitalit in seinem ihm als dem anzuweißenden Logiment behelffen müste, so wüste ich doch dessen alte baufällige Frau schlechterdings allhier nicht unter zu bringen, wenn ihr auch gleich eine Partierkost nebst Zugehör, wie seit vielen Jahren her, verabreicht werden würde. Indem mir die Milde F[ürstlicher] S[amt] C[ommission] viel zu bekannt ist, als daß dieselbe dieses arme Geschöpf nicht bis an sein Ende ernähren laßen wollte. Mein Gutachten und gehorsamer Antrag geht also dahin: daß der Supplicant allerdings wieder in die Zahl der Pfründner, dessen alte Frau aber nach Merxhausen versetzt werden möge. Da aber das hiesige Hospital eine Portion Kost nebst Zubehör sparen würde, so trage ich auch noch zugleich darauf an, daß dem Hospital Merxhausen der Betrag dieser Ersparniß alljährlich vergütet werden möge. Welches ich bey diesem einzigen Fall um so viel billiger halte, als jenes Schwester-Hospital schon so sehr übersetzt ist, indem voriges jahr allein 12 Personen extraordinem aufgenommen worden, und darüber seit langer Zeit keine Exspectantinnen eingezogen werden konnten.
Zur Wiederbesetzung der Amtsdienerstelle oder Versehung derselben, wünsche ich, daß der Hospitalit Andrès, ein noch rüstiger Mann, dem weiter nichts fehlt als daß er einäugig ist, genommen würde. Wenigstens wäre der Versuch mit ihm zu machen. Sollte er dazu nicht tauglich gefunden werden, so würde ich in der Folge einen andren, dazu schicklicheren wählen. Nie aber würde ich darauf antragen: daß ein Aufwärter dies Geschäfte mit versehn sollte. Da es aber nicht möglich ist, daß sich ein Amtsdiener, der auch die Nachtwacht mit versehen muß, mit jährl[ich] 2. Klafter Holtz behelfen könne, so trage ich darauf an, daß einem solchen nebst der Kost, die 5 rd. Geld und vier Klafter Holtz jährl[ich] nebst Muntirung alle zwey Jahre ausgeworffen werden möge.
Ich überlaße das Weitere F[ürstlicher] S[amt] C[ommission] und verharre mit wahrer Ergebenheit
Euer Fürstl[ichen] Samt-Commission
gehorsamster
FvStamford
Haina d. 13.ten May 1795“


liegt auch ein Bericht von Vogt Fuhrhans über das Gesuch Weimanns um ein Douceur bei, Haina, den 10. Mai 1795

„Unterthaeniger Bericht
ad Num. 61
des Amtsdiener Weymanns Gesuch um ein Douceur
[Aufschrift in anderer Hand: Samtkommission] Haina den 11.t. May 1795
Remittatur [Wird zurückgesandt] an den Herrn Obervorsteher von Stamford, um sich über den hierin geschehenen Antrag gutachtlich äußern zukönnen“
[folgt Gutachten von Fuhrhans, laut Aufschrift präsentiert am 11. Mai 1795]

„So gern auch der unterthaenige Supplikant allen guten Willen bethaediget, so schwach sind seines Leibes- und Seelen-Kraefte. Offt ist er viele Wochen krank und ausser Stand – mehrere Vorfälle haben bethaediget – daß er die noethige Faehigkeiten, einen Arrestanten zu verwahren, nicht habe. Er kann weder lesen noch schreiben – somit nichts der Art bestellen. Es sind daher schon mehrmalen Antraege geschehen – den Posten mit einem beßeren Subjekt zu besezzen – und diesen Armen unter die Zahl der Pfründner zurück wieder aufzunehmen – aus welchen er zum Amtsdiener genommen wurde.
Solten diese unterthaenige Antraege noch keinen Plaz greifen, dann wünsche und bitte ich doch unterthaenig – daß ihm die Präbenerkost auf eine Person und einige Klafter Holz verwilligt werden moegten. Auff Laager oder Stock Holz würde ich antragen – wenn er als dann nicht die Anfuhr bezahlen müste. Ists aber besold[et] – so geschehet es zu Dienste. Dies thut einem Amtsdiener immer und so mehr noethig – als er Nachtwachter zugleich ist – der in keinem Fall mit dem ihm ausgeworfenen quanto der 2 Klaffter auszukommen vermag.
in voller Verehrung
Einer hohen Samt Commißion
unterthaeniger
Fuhrhans
Haina, d. 10. Mai 1795“



Es folgt das undatierte Gesuch von Philipp Weimann, präsentiert in Haina, den 9. Mai 1795

„Unterthaenige Bittschrifft an Hochfürstl[iche] Samt-Visitations-Commission
und den Herrn Obervorsteher!

In tiefster Demuth komm geschritten,
Und thu gantz unterthänig bitten,
Die Gnädige Herren insgesammt.
An Holtz und Geld thut es mir fehlen,
Und muß doch Tag und Nacht mich quälen,
Sehr bitter wird mir nun das Amt.
Vor Garten Zinß und Holtz muß geben
Fünff Thaler Geld, und soll doch leben,
Ach dieses schmertzt mich gar zu sehr.
Und darum thu ich veste hoffen,
Daß jetzo Gnade stehet offen,
Und daß erhalte ein Douceur.
Meine hochgebietende Herren!
Wollen genaediglich erhoren,
Und zwar, was mein Verlangen ist.
Um gnädigen Zusatz muß ich bitten,
Weil ich schon lange Noth gelitten,
Und das ist keine falsche List.
Kurtz, Geld und Holtz erhalte wenig,
Und darum bitt gantz unterthänig,
Die Gnädige Herren allzumahl.
Hochdieselben mir helfen können,
Das hoffe ich, daß Sie mir gönnen,
Was mir gebricht hier überall.
Zwey Klaftern Holtz und Geld 5 Thaler,
Bekomm ich nur, darzu stehts kahler,
Um mich, weil ich bin nicht gesund.
Gar öfters liege ich darnieder,
Das sind betrübte Klagelieder,
Sehr selten hab ein gute Stundt.
Vorher wie ich noch war bey Kräfften,
Da machte ich mir oft Geschäfften,
Und hohlte vieles Leseholtz.
Nun aber kan ich keines mehr tragen,
Deswegen bin ich zu beklagen
Sehr traurig bin ich und nicht stoltz.
Zum Schluß den Herren Abgesandten,
Wünsch großes Glück in diesen Landen,
Und daß Sie bleiben stets gesund.
Gott wolle diesen Wunsch erfüllen,
Derselbe woll nach seinem Willen,
Das bete thun zu jeder Stundt.
Gnädig geruhen wollen,
Gnädiger Ehörung mich getröste.
Alß:
Hochfürstl[icher] Samt-Visitations-Commission,
und
des Herrn Obervorstehers p.

gantz unterthaeniger Philipp Weimann, Amtsdiener“

Aufschrift auf Umschlag:
„Der Hospital Hainaische Amtsdiener
Philipp Weimann
bittet unterthänig wie Inhalts“
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